Das Urteil der Zeitschrift Ökotest (Ausgabe Januar 2022) ist vernichtend: Unter 50 getesteten Früchte Müslis landeten zwei Produkte aus dem Hause „Seitenbacher“ auf den letzten Plätzen. Das Seitenbacher Müsli glutenfrei, erhältlich für 8,52 Euro, enthält Spuren von 31 Pestiziden, darunter Glyphosat, Dimethomorph und andere Substanzen, die in der EU verboten sind. Der Zuckeranteil mit 31 Prozent sprengt auch hier den Rahmen. Prädikat: ungenügend. Gesunde Ernährung: Fehlanzeige!
Was will uns das Test-Ergebnis verraten? Im Kern geht’s hier um ein mittelständisches Unternehmen namens Seitenbacher, das offenbar einseitig auf Medienpräsenz setzt, aber gleichzeitig das Thema Qualitätsmanagement grob vernachlässigt zu haben scheint.
Die Story beginnt mit Willi Pfannenschwarz – mit eigenem Tonstudio im Keller seines Hauses. 1980 gründete der Sohn eines Müllers die Firma Seitenbacher in Waldenbach (Baden-Württemberg) – mit heute rund 140 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 60 Millionen Euro. Die Bruttowerbeausgaben des Mittelständlers lagen 2020 bei knapp über 14 Millionen Euro – das sind fast 25 Prozent vom Umsatz.
Was den gelernten Müller bekannt machte, waren weniger seine Produkte, sondern die nervige Werbung: Soitenbocher- Müüüüüsli. Müüüüüsli von Soitenbocher – überwiegend im Radio bei SWR 3. Eine uralte Regel hatte Rockfan Pfannenschwarz verinnerlicht: Viel hilft viel. Oder das Prinzip der Penetration. Das heißt aus dem Medienjargon übersetzt: Man schlägt immer wieder in die gleiche Kerbe bis es kracht – Soitenbocher halt. Sooooooitenboooooocher.
Weil Werbezeit viel Geld kostet, spart Pfannenschwarz bei der Herstellung seiner Spots und sitzt selbst im Keller hinter Mikro und Mischpult. Die Schaltkosten pro Produkt bleiben naturgemäß überdurchschnittlich hoch – enthalten in einem Verkaufspreis, der sich bei hoher Qualität von Müsli & Co. sogar rechtfertigen lässt. Doch wenn die Qualität unterirdisch ist und der Preis zu hoch, fühlt sich der gesundheitsbewusste Konsument hinter’s Licht geführt.
Kann Pfannenschwarz das Qualitätsdesaster beseitigen? Mit probaten Mitteln eher nicht. Denn mit flotten Sprüchen wie „Sooooitenboooocher Müüüüsli glutenfrei – jetzt auch ohne 31 Pestizide. Soooooitenboooocher glutenfrei– ohne Riesenzuckeranteil“ wird er kaum weit kommen.
Quelle
www.oekotest.de
Autor/Kommentar:
Udo Foerster