„Meine Themen waren schon immer meine Empfindungen, meine Geisteszustände und die heftigen Reaktionen, die das Leben in mir hervorruft“, sagt Frida Kahlo über sich und ihre Arbeit.
Ein Leben lang war sie von Krankheiten, persönlichen Tragödien aber auch politischem Engagement gezeichnet. Heute gilt sie als eine der größten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Geboren wurde die berühmte Malerin am 6. Juli 1907 in Coyoacán, Mexiko, und starb am 13. Juli 1954 im gleichen Ort.
Im Sommer 2018 besuchten wir im Londoner Victoria und Albert Museum eine Ausstellung mit Original-Exponaten aus ihrem Leben, darunter selbst entworfene Kleidung, Taschen, Accessoires und eigene orthopädische Hilfsmittel, darunter einige Korsetts, die sie selbst bemalt und verziert hatte. Es war beeindruckend, wie sie Schmerz, Niederlagen, ja Traumata in unbändige Kreativität verwandelte – aus unserer Sicht ein gigantisches Vorbild für Menschen zur Bewältigung von schwerer Krankheit. Eine Transformation des Leidens in gigantische Schaffenskraft.
Frida Kahlo Leidensweg begann im Alter von sechs Jahren. Sie erkrankte an Polio (Kinderlähmung), was zu einer lebenslangen Beeinträchtigung ihres rechten Beins führte. Dieser Vorfall prägte ihre Kindheit und hinterließ sichtbare Spuren in ihrem Werk. Im Jahr 1925, sie war 18 Jahre alt, erlitt sie einen schweren Verkehrsunfall. Sie saß in einem Bus, als dieser von einer Straßenbahn getroffen wurde. Dieser Unfall führte zu schwerwiegenden Verletzungen, darunter gebrochene Wirbel, Rippen und Beckenknochen. Frida musste eine lange Zeit im Krankenhaus verbringen und unterzog sich zahlreichen Operationen. Die Folgen des Unfalls begleiteten sie ihr gesamtes Leben lang.
Aufgrund der schweren Verletzungen und der zahlreichen Operationen litt sie an chronischen Schmerzen, die ihr tägliches Leben stark beeinträchtigten. Diese Schmerzen finden sich in vielen ihrer Gemälde, in denen sie die körperlichen und emotionalen Qualen ausdrückte.
1929, vier Jahre nach ihrem schweren Unfall, heiratete sie den mexikanischen Maler Diego Rivera. Die Beziehung war von Leidenschaft, aber auch von Turbulenzen und Affären geprägt. Beide Künstler, auch politisch sehr aktiv, unterstützten sich auch in ihrer künstlerischen Karriere.
Aufgrund der Verletzungen bei dem Unfall hatte Frida Kahlo Schwierigkeiten, schwanger zu werden, und sie erlitt mehrere Fehlgeburten. Die Unfruchtbarkeit und der Verlust ihrer Kinder waren für sie zutiefst schmerzhaft und spiegeln sich ebenfalls in ihren Werken wider.
„Sie lehnte es ab, die Rolle des passiven Opfers einzunehmen und verarbeitete stattdessen ihre Erfahrungen zu einer hybriden surre-realen Sprache des Lebens, bestehend aus Haaren, Wurzeln, Ranken, Tentakeln und Eileitern“, schreibt die Kunsthistorikerin Andrea Kettenmann in ihrer Monografie über die Künstlerin.
Frida Kahlo starb am im Alter von 47 Jahren. Die genaue Todesursache ist bis heute umstritten. Jedoch vermutet man, dass sie sich das Leben nahm.
Ihr Malstil wird aus heutiger Sicht von einigen Experten als surrealistisch beschrieben worden, obwohl sie sich selbst eher dem magischen Realismus zuordnete. Ihre Gemälde sind voller symbolischer Elemente
und persönlicher Ausdrücke, die viele Menschen ansprechen. Charakteristisch ist die ergänzende Verwendung von Symbolen wie Blumen, Tieren und folkloristischen Elementen, die Eingang in den
Mainstream fanden.
Ihre Kunst diente wohl nicht nur als Ausdruck ihrer individuellen Erfahrungen, sondern wird auch als Beitrag zur feministischen Kunstbewegung interpretiert. Ja, Fachleute betrachten sie oft auch als eine Vorkämpferin des Feminismus. Weltweit tragen ihre Kunstwerke zu Diskussionen über weibliche Identität, Körperbild und die Herausforderungen von Frauen in der Gesellschaft bei.
Letztlich ist Frida Kahlo zu einer Ikone der Pop-Kultur geworden. Ihr Bild erscheint auf T-Shirts (Foto), Taschen, Schmuck und vielen anderen Merchandising-Artikeln. Dies hat dazu beigetragen, ihre Bekanntheit zu steigern und ihre Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen: Frida als Vorbild, Frida als Mutmacherin.
Autor:
Udo Foerster